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Antworten
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Réponses

Was bedeutet ›fair‹ für Dich und für uns?
Wir haben nachgefragt.
/
Que signifie ‹ équitable › pour toi et pour nous ?
Nous avons cherché à le comprendre.

#Freitagsfragen

Antworten auf #freitagsfragen
/
Réponses

Bisher hatten wir mehr Fragen als Antworten,
das ändert sich.

Jusqu’à présent, nous avions plus de questions que de réponses,
mais cela change peu à peu.

#interview

Sprache und Raum
/
La langue et l’espace

Astrid und Tania antworten – im Gespräch mit Andrea.

Astrid et Tania répondent – en conversation avec Andrea.

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#fairteilen

Astrid Maria Rappel,
was ist ›fair‹?

»who made my space?« / Architekturvermittlerin für »a*k architektur*kultur«

Leitmotiv /
»Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen die angemessene Lebensfähigkeit und Integrität der Menschheit und der nichtmenschlichen Natur nicht zerstören.« (Hans Jürgen Münk, Umweltethik, in: Neues Lexikon der christlichen Moral, Innsbruck–Wien, 1990)

[Porträt Roberta Valerio]

Was bedeutet für Dich fair?

Astrid Maria Rappel / »›Fair‹ heißt für mich gerecht, niemandem zum Nachteil, keinem anderen Menschen und nicht der Natur.
Nur wirklich gerecht kann es nie zugehen: denn die Chancenungleichheit begleitet uns von der ersten Sekunde unseres Lebens an – ungleiche Chancen durch den Ort, an dem wir geboren werden, durch die Familie in die wir geboren werden, ungleiche Chancen durch unsere Hautfarbe, unser Geschlecht, unsere Gesundheit… das Leben ist ›unfair‹.
Gerechtes und somit faires Handeln heißt für mich also nicht, diese Ungleichheit zu beheben – denn das ist leider unmöglich –, sondern sich dieser, uns ständig begleitenden Ungleichheit und somit Ungerechtigkeit bewusst zu sein und zu versuchen, sie nicht noch weiter zu verstärken, im besten Fall ihr entgegenzuwirken, nach bestem Wissen und Gewissen.«

Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?

AR / »›Faire Architektur‹ ist für mich, wie auch alle anderen fairen Dinge, ein Ergebnis des Handelns oder Produzierens von Menschen, die sich ihrer Verantwortung – ich möchte sie ›Schöpfungs-Verantwortung‹ nennen – bewusst sind, und die nicht auf Kosten anderer oder der Natur agieren.
Faire Architektur entsteht dann, wenn sich alle Planungsbeteiligten darum bemühen, nach bestem Gewissen die Bedürfnisse von Mensch und Umwelt im Blick zu haben, Allgemeinwohn und Langlebigkeit über den eigenen Profit und das Image zu stellen, und sich zugleich der eigenen Kompetenzen und deren Grenzen im Klaren zu sein.«

Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?

AR / »Bei fairer Architekturkommunikation ist die Sachlage noch komplexer; denn es stellt sich die Frage: Muss die Architektur selbst »fair« sein, damit auch ihre Kommunikation »fair« sein kann? Oder reicht es, dass die Kommunikation selbst ehrlich, transparent und richtig ist, soweit die Kommunizierenden das selbst beurteilen können?
Die Aufgabe der Kommunikator:innen ist es, eine Architektur und eine architektonische Haltung zu vermitteln, die im besten Fall der eigenen entspricht, und zugleich den aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird: ökologisch, sozial nachhaltig, fair…
Aber ist es so? Wird nicht häufig viel und scheinbar transparent und authentisch über Architektur kommuniziert und bei der Architektur selbst handelt es sich – wenn man hier ehrlich ist – so gut wie kaum um ökologisch und sozial nachhaltige Architektur? Werden die meisten der neu gelabelten, CO2-armen, grünen Architekturen ansatzweise ihrem Auftreten gerecht? Und ist damit auch die Kommunikation darüber überhaupt noch »fair«? Deshalb steht die Architekturkommunikation – wie die vieler anderer Branchen – in einem Dilemma.
Es wird viel über ESG kommuniziert: Firmen bemühen sich darum, sich einen verantwortlichen Anstrich zu geben, sicherlich ehrlich gemeint, aber häufig nicht ehrlich umgesetzt, und wenn, dann nicht aus reiner Nächsten- oder Naturliebe. Und wir, die Kommunikator:innen, helfen dabei. Wir sollten uns deshalb unserer Verantwortungsrolle bewusst sein und genau prüfen, ob wir eine »faire« Architekturvermittlung betreiben, die die Architektur und die daran Beteiligten auch genau in Augenschein nimmt und überprüft, ob wir wirklich dafür stehen können, was wir weitergeben. Außerdem sollten wir uns selbst die Frage stellen, ob der Zweck unserer Kommunikation mehr ist als eine große und positive Sichtbarkeit für das Unternehmen, das wir vertreten, und für uns selbst – nämlich ein relevanter Mehrwert für viele.«

#fairmitteln

Tania Ost,
was ist ›fair‹?

»who made my space?« / Architekturkommunikatorin für »heinlewischer«

Leitmotiv /
»Ästhetik, Klarheit und Verantwortung.«

[Porträt Roberta Valerio]

Was bedeutet für Dich fair?

Dr. Tania Ost / »Gerecht, sichtbar, transparent, uneitel. Das Wort ›fair‹ scheint mir facettenreich und ich verbinde es mit diesen Aspekten: gerecht, transparent, klar, gut, für ein gutes Leben, gleich, Gleichheit fördernd, das Leben aller Beteiligten gleichermaßen wertschätzend, achtsam, sicher, Sicherheit stiftend, sichtbar[machend], Sichtbarkeit fördernd [Menschen sehen und fühlen sich gesehen], engagiert, mit Engagement verbunden, bewusst, Bewusstsein schärfend, gemeinsam, gemeinschaftlich, mit Gemeinschaft, offen, teilend, ausgewogen, ausgeglichen, ehrlich, wertschätzend, uneitel, nicht geleitet von eigenen, insbesondere ökonomischen Interessen, hochwertig, von Dauer, ästhetisch, qualitativ hochwertig und entsprechend wertgeschätzt.«

Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?

TO / »Eine faire Architektur mag zunächst einmal als Utopie erscheinen: Wie ist es möglich, eine so komplexe Lieferkette zu verfolgen und allen an den einzelnen Prozessen Beteiligten gerecht zu werden? So, dass alle fair miteinander umgehen?
Wenn wir den Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten, kommen wir längerfristig nicht umhin, auch nach den beteiligten Akteur:innen zu schauen. Es kann nicht länger darum gehen, dass Architektur für möglichst glückliche Nutzer:innen gebaut wird, auf Kosten anderer. Auf Kosten des Planeten, auf Kosten vieler Menschen. Darum bemühe ich gerne den Vergleich zum Bio-Ei.
Der Weg zu einer fairer Architektur gestaltet sich unvoreingenommen. Und wenn es vielleicht im Widerspruch zu unserem Aufruf stehen mag: Es gilt, ihn ein Stück weit ergebnisoffen zu verhandeln.«

Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?

TO / »Sie ist ehrlich, sie ist offen, sie zeigt nicht nur Ausschnitte, nicht nur die Schokoladenseiten. Sie kommuniziert transparent das Gute und die Herausforderungen – und alles anderes auch. Sie ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie verfolgt das Ziel, möglichst viele Menschen zu erreichen, denn: Architektur betrifft uns alle.«

Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?

TO / »Sie ist ehrlich und nicht manipulativ. Sie ist forschend. Sie will verstehen. Sie hört zu, dann spricht sie. Sie weiß um den Schatz, der sich in jeder Sprache birgt – ob Bilder, ob Zeilen. Sie nimmt manches Wort auseinander, um Wurzeln zu erkunden und besser zu transportieren, was es heute in uns auslöst und wie wir vielleicht Assoziationen und Denkmuster auflösen können, wenn sie einem fairen Verständnis dienen. Diese Kommunikation ist ästhetisch, klar und verantwortungsbewusst.«