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#freitagsfragen #18

Konrad Stuhlmacher,
was ist ›fair‹?

Digitale Prozesse für ein nachhaltiges Bauwesen

Leitmotiv /
»Lasst uns gemeinsam die Errungenschaften der industriellen Revolutionen nutzen,
um deren Folgen für den Planeten und uns beherrschen zu lernen.«

Was bedeutet für Dich fair?

Konrad Stuhlmacher / »Unter den situationsbedingt zu beachtenden Aspekten ausgewogen.«

Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?

KS / »Eine Architektur, die nicht nur den mit ihr umschlossenen Bedürfnissen gerecht wird, sondern auch ihre (gebaute) Umwelt wahrnimmt/anerkennt.«

Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?

KS / »Eine faire Kommunikation (siehe rechts), die Inhalte über Architektur transportiert.«

Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?

KS / »Eine Kommunikation, die bestrebt ist, in Wortwahl und Aufarbeitungsweise von Inhalten genau diese zu transportieren.«

Was zeichnet für Dich
faire Digitalisierung aus?

KS / »Digitalisierung ist ein Abbilden, Übertragen von Prozessen, Vorgängen aus der dinglichen Welt in eine virtuelle, computergestützte Umgebung. Um dabei die neuen Werkzeuge optimal einsetzen zu können, sollten bei dieser Umwandlung alte Gewohnheiten und Vorgehensweisen genau analysiert und ggf. auch ersetzt werden.
Mit der Digitalisierung geht also auch eine z. T. tiefgreifende Veränderung einher. Diese Veränderung erzeugt Ängste, insbesondere da die (be–)greifbare Welt durch eine abstrakte, datengeprägte ersetzt wird.

Die Bauindustrie steht vor immensen Herausforderungen. Bei der Bewältigung müssen zumeist so viele Faktoren berücksichtigt werden, dass analoge Verarbeitungsmethoden an ihre Grenzen stoßen, digitale dahingegen im Vergleich eindeutige Vorteile aufweisen.

Daher ist es unabdingbar, dass sich die Bauwelt der Digitalisierung und den mit ihr einhergehenden Veränderungen nicht verschließt, ja mehr als das, dass sie sich die Digitalisierung zu eigen macht und sie als Chance für Entwicklungsmöglichkeiten begreift.

Digitalisierung kann fair gestaltet werden, wenn sie in einen aktiv aufgesetzten Veränderungsprozess eingebunden ist und so die beteiligten Menschen mit ihren Bedürfnissen und Ängsten ernst nimmt und begleitet.«

Was macht für Dich
faire Standardisierung aus?

KS / »Wer setzt die Standards? Welche Interessen werden von den Machern mit den Standards verfolgt? 

Proprietäre Industriestandards werden von einzelnen Firmen entwickelt und mittels wirtschaftlicher Macht auf den Markt gebracht und vorangetrieben. Die Ziele dieses wirtschaftlichen Handelns sind nicht auf Fairness gegenüber Anwendenden oder Verbrauchenden ausgelegt, sondern auf das Erreichen des für diese Firmen bestmöglichen Ergebnisses.

Normen und sogenannte offene Standards werden von (möglichst) paritätisch besetzten Gremien in geregelten, nachzuvollziehenden Verfahren erarbeitet. Sie haben Qualitätssicherung und eine gewisse Vergleichbarkeit der nach diesem Standard hergestellten Gegenstände zum Ziel. Sie werden zudem noch als Basis für darauf aufbauende Weiterentwicklungen und Innovationen angesehen.

Eine faire Standardisierung setzt für mich voraus, dass die Standards unter Einbeziehung möglichst aller interessierten Kreise in offenen Verfahren erarbeitet werden. 

Wie werden die Standards eingesetzt, erfordern sie hohe Aufwände, schließen sie aus? 

Bei Bauprojekten, bei denen Informationen digital erfasst, verwaltet und übergeben werden, müssen – wie sonst auch – Absprachen zwischen den Beteiligten über das ›Wie‹ und ›Wann‹ zum Informationsaustausch gemacht werden. In abstrahierter/neutralisierter Form lassen sich solche Absprachen bei einer Vielzahl von Projekten anwenden, unabhängig davon, wer Aufträge vergibt oder wer sie annimmt. Wenn aber Computer ins Spiel kommen, werden Austausch- oder Datenformate wichtiger und damit auch welche Programme benutzt bzw. nicht benutzt werden können. Muss man sich also, nur um Aufträge von verschiedenen Auftraggebenden bekommen zu können, mehrere – im Grunde gleiche – Programme anschaffen und den Umgang damit erlernen? Oder wird man von Bewerbungsverfahren ausgeschlossen, weil man die geforderte Software nicht hat?

Ein fairer Umgang mit Standards heißt für mich, dass z. B. offene, standardisierte Austauschformate benutzt werden, so dass sich aus den eingesetzten Standards keine Einschränkung unter den Bewerbenden ergibt.«

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