#freitagsfragen #14
Myrta Köhler,
was ist ›fair‹?
Redakteurin competitionline
Leitmotiv /
»Begegne allen Wesen und allen Dingen zunächst mit Wohlwollen und Respekt.«
Was bedeutet für Dich fair?
Myrta Köhler / »Um echte, umfassende Fairness zu erreichen, müssen die Interessen der gesamten belebten und unbelebten Natur als jenen der Menschen gleichwertig akzeptiert werden.
Bezogen auf menschliche Strukturen bedeutet Fairness: Alle erhalten grundsätzlich dieselben Chancen. Werte (materielle und immaterielle) werden so verteilt, dass allen ein würdevolles Leben möglich ist. Besondere Leistungen oder besonderer Einsatz für die Gemeinschaft können honoriert werden – allerdings nicht auf Kosten eines angemessenen Lebensstandards der Allgemeinheit.
Umgekehrt bedeutet Fairness auch: Alle übernehmen – entsprechend ihren jeweiligen Voraussetzungen und Fähigkeiten – Verantwortung für sich selbst und das Allgemeinwohl.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
MK / »Sämtliche von einem Projekt betroffenen Stakeholder werden nach bestem Gewissen und nach besten Möglichkeiten berücksichtigt: Planende und Ausführende werden angemessen bezahlt, die Ressourcen der Umwelt so wenig als möglich belastet, Nutzende und Anwohnende in ihren Bedürfnissen berücksichtigt.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
MK / »Das jeweilige Projekt wird nach bestem Wissen und Gewissen hinsichtlich oben genannter Kriterien von Fairness untersucht. Werden diese nicht optimal erfüllt, sollte dies – auf konstruktive Art und Weise! – transparent gemacht werden.
Auf organisatorischer Ebene bedeutet faire Architekturkommunikation außerdem, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind – was mitunter durchaus wörtlich zu verstehen ist. Bei Beteiligungsprojekten etwa sollte man rechtzeitig überlegen: Wer hat wann wieviel Zeit, um sich an welchen Orten oder über welche Medien einzubringen? Welche Sprache(n) und Ausdrucksweisen sind angemessen und effizient?«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
MK / »Keine Spielchen. Transparenz. Sorgfalt. Mut. Faire Kommunikation ist ein Angebot zum Dialog. Sie ist aber auch ein Bekenntnis der eigenen Haltung. Dazu muss man sich über diese Haltung im Klaren sein – das bedeutet, sich Zeit zu nehmen, ein Thema zu durchdringen bzw. sich die eigenen Emotionen bewusst zu machen – und den Mut haben, sie auf konstruktive Weise zum Ausdruck zu bringen. In manchen Fällen kann es nötig sein, anzuerkennen, dass man sich (noch) keine Meinung bilden kann.
Umgekehrt bedeutet faire Kommunikation auch, die Haltungen und ggf. das Nicht-Wissen anderer vorurteilsfrei zur Kenntnis zu nehmen und darauf aufbauend sich immer aufs Neue für den ehrlichen Dialog zu öffnen. Lernen und Lernen ermöglichen – ohne Dogmatismus und Arroganz, sondern wertschätzend und in dem Bewusstsein, dass jede kommunikative Handlung ein Aha-Erlebnis von großer persönlicher und gesellschaftlicher Reichweite bewirken kann.«