#Freitagsfragen #5
Emre Onur,
was ist ›fair‹?
Chefredakteur db deutsche Bauzeitung
Leitmotiv /
»Sei authentisch und ehrlich, respektiere deine Mitmenschen und deine Umwelt
und bleibe stets gelassen.«
Was bedeutet für Dich fair?
Emre Onur / »Fair steht für ein respektvolles Miteinander und ein Agieren auf Augenhöhe, für gleiche Chancen und Rechte, ohne die Benachteiligung, Diskriminierung und das Ausgrenzen anderer.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
EO / »Unter ›fairer Architektur‹ verstehe ich ethisch verantwortungsvolle und nachhaltig gestaltete Architektur und Stadtplanung, mit der Schaffung inklusiver, gesunder und lebenswerter Räume zum Wohnen und Arbeiten, mit Zugang zu elementaren Gütern und deren gerechter Verteilung sowie der Partizipation im Planungsprozess mit der aktiven Einbindung künftiger Nutzer.
Im Zusammenhang mit den wesentlichen Treibern der Klimakrise rückt der ethische und soziale Aspekt oft in den Hintergrund. Gerade in der Baubranche sollte künftig stärker darauf geachtet werden, wie der faire Umgang mit der ›Ressource Mensch‹, bspw. auf den Baustellen oder in Architekturbüros, erfolgt. Wie gerecht wird entlohnt, welche Arbeitsbedingungen liegen vor, wie respektvoll ist der Umgang untereinander?
In Zeiten von Zeit- und Kostendruck stellt dies eine große Herausforderung dar. Nur durch die angemessene, faire Behandlung derjenigen, die für die Entstehung von Bauwerken und Räumen mitverantwortlich sind, kann faire Architektur entstehen.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
EO / »Eine ehrliche und offene Kommunikation gilt für alle Unternehmen und sollte auch in der Kommunikationsstrategie der Architekturbüros implementiert werden – ob intern oder nach außen zu Kunden, Medien oder Gesellschaft. Das bedeutet auch, Fehler zuzugeben und daraus zu lernen und den Prozess des Scheiterns zu akzeptieren.
In der Kommunikation von Architektur ist mehr denn je Bescheidenheit statt Augenwischerei gefragt, denn in Zeiten von Fakenews, Fakefotos oder Künstlicher Intelligenz wird es zunehmend wichtiger, Dinge kritisch zu hinterfragen:
Stimmen die Aussagen der Büros oder Projektentwickler, wenn von ressourcenschonendem Bauen und nachhaltiger Planung oder von ethischen Grundsätzen die Rede ist oder ist vieles davon nur Greenwashing?«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
EO / »Unmittelbar mit dem Begriff ›fair‹ hängt auch die Kommunikation zusammen. Denn nur wer die Gründe auch erklärt, wenn etwas als unfair empfunden wird, hat eine Chance, verstanden zu werden. Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, ist Transparenz und Offenheit gefragt, ein ehrlicher und respektvoller Austausch. Wichtig ist dabei, in beide Richtungen ohne Störung des Informationsflusses zu kommunizieren und relevante Informationen nicht vorzuenthalten.
Jeder sollte gehört und gelesen werden, es sei denn, es handelt sich um diskriminierende, diffamierende oder beleidigende Inhalte. Insofern sind soziale Chats immer mit Vorsicht zu genießen, stellen aber eine Plattform egalitärer Kommunikation dar.«