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Was bedeutet ›fair‹ für Dich und für uns?
Wir haben nachgefragt.
/
Que signifie ‹ équitable › pour toi et pour nous ?
Nous avons cherché à le comprendre.
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#1
Martin Düchs,
was ist ›fair‹?
Architekt und Philosoph – Professor für Kunst- und Kulturwissenschaften / Geschichte und Theorie der Architektur und des Designs
Leitmotiv /
»architektur und philosophie haben wenig berührungspunkte, meint man.
aber das scheint nur so.« (Otl Aicher)

Was bedeutet für Dich fair?
Prof. Dr. Martin Düchs / »›Fair‹ bedeutet für mich, dass ein gerechter Kompromiss zwischen verschiedenen Seiten bzw. ›stakeholdern‹ gefunden wurde, der alle (einander oft widerstreitenden) Interessen angemessen und zur Zufriedenheit aller berücksichtigt.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
MD / »Im o. g. Verständnis von ›fair‹ berücksichtigt eine faire Architektur die berechtigten Interessen aller an einem Bau Beteiligten und aller von einem Bau betroffenen Akteure. Dabei haben neben den üblicherweise genannten wie Bauherr und Nutzer auch Handwerker, Nachbarn, die Gesellschaft, zukünftige Personen, Tiere und ggf. auch ökologische Systeme als Akteure zu gelten.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
MD / »Faire Architekturkommunikation ist immer aufrichtig, nach Möglichkeit hierarchielos, verschweigt nichts und berücksichtigt im Diskurs zu einzelnen Bauvorhaben und/oder der Architektur insgesamt die Interessen der genannten ›stakeholder‹ in angemessener Weise. Im Folgenden benennt eine faire Architekturkommunikation mögliche Interessenskonflikte offen und aufrichtig und versucht systematisch eine faire Lösung zu ermöglichen.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
MD / »Nach den o. g. Kriterien, d.h. mit Respekt vor allen Beteiligten, in Anerkennung der Interessen aller Beteiligten und bei der Suche nach Lösungen mit den Mitteln und Methoden der Philosophie bzw. der Ethik.«
#2
Annabelle von Reutern,
was ist ›fair‹?
Head of Business Development, Concular
Leitmotiv /
»Ohne Bauwende keine Klimawende.
Mit Patriarchat keins von beidem.«

Was bedeutet für Dich fair?
Annabelle von Reutern / »Innerhalb der planetaren Grenzen planen, bauen und leben.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
AvR / »Das Abbilden unserer diversen Gesellschaftsstruktur.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
AvR / »Einfach, nahbar, inklusiv. Den Prozess vor dem Resultat würdigen. Keine Bewertung.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
AvR / »Nach Marshall Rosenberg: GFK. Ich übe noch. : ) «
#3
Manuel Ehlers,
was ist ›fair‹?
Head of Sustainable Property, Triodos Bank
Leitmotiv /
#bautkeinenscheiss
»Das nachhaltigste Gebäude ist das, das schon da ist.«

Was bedeutet für Dich fair?
Manuel Ehlers / »Fair bedeutet für mich, dass wir alle unseren persönlichen CO2 Fußabdruck kennen und dieser nicht zulasten anderer Mitmenschen oder zukünftiger Generationen ausgeprägt ist.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
ME / »Flächengerechtigkeit.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
ME / »Transparenz schaffen über externalisierte Kosten.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
ME / »…durch das Benennen von Zielen und die Abwesenheit einer stillen Agenda.«
#4
Kathrin Albrecht,
was ist ›fair‹?
Architekturkommunikatorin und Beraterin für Nachhaltigkeitsmanagement in der Baubranche,
Inhaberin von BAUKUNST.PLUS und Initiatorin von ›wir sind dran‹
Leitmotiv /
»Wir sind dran – die gebaute Welt sozialer, nachhaltiger und gleichberechtigter zu gestalten.
Die Baukunst soll in erster Linie dem Wohl der Gesellschaft dienen – ohne dabei Umwelt und Klima zu schaden. Dafür zu sensibilisieren, sehe ich als meine Aufgabe.«

Was bedeutet für Dich fair?
Kathrin Albrecht / »Fair ist für mich gerecht, gerecht geht einher mit gleichberechtigt und dies wiederum führt zu dem Glauben, dass alle Menschen gleich sind. Zumindest in ihrem Anspruch auf faire Anteile.
Niemand sollte sich über andere stellen, deutlich mehr Raum, Ressourcen und Sachwerte nutzen dürfen, mehr Müll und CO2 produzieren und durch sein oder ihr Handeln dazu beitragen, dass die nach uns kommenden Generationen eine stark veränderte Welt vorfinden, Mangel erleben oder gar zur Flucht getrieben werden.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
KA / »Faire Architektur denkt die Bedürfnisse und Ansprüche einer breiten und diversen Nutzer:innen-Gruppe mit, geht verantwortungsbewusst mit den Ressourcen um, plant in Kreisläufen und sucht nach individuellen und kreativen Lösungen.
Faire Architektur bezieht diverse Stakeholder in den Entstehungsprozess ein, nimmt deren Ansprüche wahr und versucht eine vermittelnde Antwort zu finden.
Faire Architektur darf unbequem sein, weil sie sich für die weniger lauten Nutzer:innen stark macht.
Faire Architektur ist flexibel.
Bei der Entstehung steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht der oder die Erbauer:in.
Faire Architektur hat keinen Star-Habitus.
Faire Architektur ist auch hinter der Fassade ›schön‹, ehrlich und gleichberechtigt.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
KA / »Faire Architekturkommunikation schließt niemanden über die Sprache aus. Sie übersetzt (auch im metaphorischen Sinne), ist konsistent, transparent und nahbar.
Faire Architekturkommunikation baut Brücken auf und Barrieren ab.
Faire Architekturkommunikation glaubt an die Kraft konstruktiver Dialoge. Sie verlässt ihre ›Bubble‹ und sucht bisweilen die Reibung – denn nur so können wir viele unterschiedliche Menschen erreichen und manche womöglich für faire Architektur sensibilisieren.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
KA / »Faire Kommunikation erkennt die Bedürfnisse und ggf. Ängste des Gegenübers an. Sie ver- und beurteilt nicht. Sie agiert gleichberechtigt und reflektiert.
Faire Kommunikation sucht nach Verbindungen und schafft Gemeinschaft.
Faire Kommunikation erkennt jede Person so an, wie sie ist.
Faire Kommunikation will ›zum Besseren‹ genutzt werden.«
#5
Emre Onur,
was ist ›fair‹?
Chefredakteur db deutsche Bauzeitung
Leitmotiv /
»Sei authentisch und ehrlich, respektiere deine Mitmenschen und deine Umwelt
und bleibe stets gelassen.«

Was bedeutet für Dich fair?
Emre Onur / »Fair steht für ein respektvolles Miteinander und ein Agieren auf Augenhöhe, für gleiche Chancen und Rechte, ohne die Benachteiligung, Diskriminierung und das Ausgrenzen anderer.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
EO / »Unter ›fairer Architektur‹ verstehe ich ethisch verantwortungsvolle und nachhaltig gestaltete Architektur und Stadtplanung, mit der Schaffung inklusiver, gesunder und lebenswerter Räume zum Wohnen und Arbeiten, mit Zugang zu elementaren Gütern und deren gerechter Verteilung sowie der Partizipation im Planungsprozess mit der aktiven Einbindung künftiger Nutzer.
Im Zusammenhang mit den wesentlichen Treibern der Klimakrise rückt der ethische und soziale Aspekt oft in den Hintergrund. Gerade in der Baubranche sollte künftig stärker darauf geachtet werden, wie der faire Umgang mit der ›Ressource Mensch‹, bspw. auf den Baustellen oder in Architekturbüros, erfolgt. Wie gerecht wird entlohnt, welche Arbeitsbedingungen liegen vor, wie respektvoll ist der Umgang untereinander?
In Zeiten von Zeit- und Kostendruck stellt dies eine große Herausforderung dar. Nur durch die angemessene, faire Behandlung derjenigen, die für die Entstehung von Bauwerken und Räumen mitverantwortlich sind, kann faire Architektur entstehen.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
EO / »Eine ehrliche und offene Kommunikation gilt für alle Unternehmen und sollte auch in der Kommunikationsstrategie der Architekturbüros implementiert werden – ob intern oder nach außen zu Kunden, Medien oder Gesellschaft. Das bedeutet auch, Fehler zuzugeben und daraus zu lernen und den Prozess des Scheiterns zu akzeptieren.
In der Kommunikation von Architektur ist mehr denn je Bescheidenheit statt Augenwischerei gefragt, denn in Zeiten von Fakenews, Fakefotos oder Künstlicher Intelligenz wird es zunehmend wichtiger, Dinge kritisch zu hinterfragen:
Stimmen die Aussagen der Büros oder Projektentwickler, wenn von ressourcenschonendem Bauen und nachhaltiger Planung oder von ethischen Grundsätzen die Rede ist oder ist vieles davon nur Greenwashing?«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
EO / »Unmittelbar mit dem Begriff ›fair‹ hängt auch die Kommunikation zusammen. Denn nur wer die Gründe auch erklärt, wenn etwas als unfair empfunden wird, hat eine Chance, verstanden zu werden. Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, ist Transparenz und Offenheit gefragt, ein ehrlicher und respektvoller Austausch. Wichtig ist dabei, in beide Richtungen ohne Störung des Informationsflusses zu kommunizieren und relevante Informationen nicht vorzuenthalten.
Jeder sollte gehört und gelesen werden, es sei denn, es handelt sich um diskriminierende, diffamierende oder beleidigende Inhalte. Insofern sind soziale Chats immer mit Vorsicht zu genießen, stellen aber eine Plattform egalitärer Kommunikation dar.«
#6
Chris Menzel,
was ist ›fair‹?
HR- und Wellbeing-Expertin
Leitmotiv /
»Das Wohlbefinden des Menschen sollte im Mittelpunkt für unser Handeln stehen,
dazu gehört auch, dass an die Umwelt und die Belange aller in den verschiedenen Lebensphasen gedacht wird.«

Was bedeutet für Dich fair?
Chris Menzel / »Fairness is to establish and promote equity and belonging in all our actions.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
CM / »Faire Architektur ist nicht nur nachhaltig, sondern denkt auch an das Wohlbefinden aller Menschen und ihre jeweiligen Lebensphasen und ist leicht anpassungsfähig. Das gilt für Gebäude, wie auch für die Stadtplanung, Parks etc.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
CM / »Faire Architekturkommunikation ist offen, inklusiv und transparent. Lernbereitschaft und Neugier sind die Grundlagen für Dialoge und ein guten Umgang mit Fehlern.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
CM / »Faire Kommunikation ist wie faire Architekturkommunikation offen, inklusiv und ehrlich. Mitgefühl sollte nie fehlen, sodass eine gewaltfreie Kommunikation möglich ist.«
#7
Sebastian Redecke,
was ist ›fair‹?
Autor, Bauwelt–Redakteur 1990–2022
Leitmotiv /
»Immer neu den Blick schärfen und mit offenen Augen durch die Welt gehen.«

Was bedeutet für Dich fair?
Sebastian Redecke / »Fairness ist im Umgang miteinander in einer gerechten Gesellschaft entscheidend, um mehr Vertrauen zu gewinnen.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
SR / »Faire Architektur ist eine Planung, die alle heute wichtigen hohen Ansprüche an ein Gebäude gewissenhaft berücksichtigt, in ihrer gestalterischen Sprache sich erklärt und eine Bereicherung für das Umfeld darstellt.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
SR / »Offene, unvoreingenommene, umfassend und anschaulich erarbeitete Information, der es gelingt auch Laien für ein Gebäude zu begeistern.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
SR / »Ein Austausch, der von Sachlichkeit und Ehrlichkeit geprägt ist.«
#8
Lisa Krawczyk,
was ist ›fair‹?
Content Marketing Managerin bei presigno Content Marketing + PR
Leitmotiv /
»Marken ohne Haltung sind haltlos.«

Was bedeutet für Dich fair?
Lisa Krassczyk / »Fair ist für mich, alle gerecht zu behandeln – nicht unbedingt gleich. Fairness besteht folglich nicht nur darin, alle auf denselben Ausgangspunkt zu setzen, sondern sicherzustellen, dass alle von den Ergebnissen profitieren können. Fair ist also, wenn alle gleichermaßen gewinnen.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
LK / »Der Kern fairer Architektur ist die Erkenntnis, dass Gebäude für Menschen geschaffen werden. Inklusion und kulturelle Sensibilität sind die Gestaltungsmaxime. Faire Architektur schafft Räume, die nicht nur eine physische Umgebung darstellen, sondern auch emotionale Bindung stärken.
Ein weiteres wesentliches Merkmal der fairen Architektur ist ihr Anspruch, dass Gebäude zur Erhaltung der Umwelt beitragen sollen, in der sie existieren. Sie müssen entsprechend ressourcen- und energieeffizient konzipiert sowie mit umweltfreundlichen erneuerbaren oder recyclebaren Materialien gebaut werden.
Gebäude und städtebauliche Konzepte werden letztlich nicht nur für das Jetzt, sondern auch für das Morgen entworfen. Sie können aber nur von langer Lebensdauer sein, wenn sie flexibel anpassbar an sich verändernde Bedürfnisse und Rahmenbedingungen sind.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
LK / »Grundsätzlich gelten an faire Architekturkommunikation dieselben Ansprüche wie an faire Kommunikation im Allgemeinen. Hinzu kommen allerdings branchenspezifische Herausforderungen, etwa die technische Komplexität. Diese gilt es, in eine verständliche Sprache zu übersetzen. Dabei sind neben den ästhetischen und funktionalen Aspekten eines Projektes auch seine ökologische, soziale und kulturelle Bedeutung einzubeziehen. Weil Architektur stark visuell geprägt ist, spielt die optische Darstellung eine große Rolle. Sie hat eine starke physische Präsenz, die in der Kommunikation greifbar gemacht werden muss.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
LK / »Faire Kommunikation ist ethisch orientiert und transparent. Der Sender erkennt seine Verantwortung an und gibt sich dem Empfänger gegenüber ehrlich sowie respektvoll. Faire Kommunikation ist inklusiv und zielt darauf ab, alle Menschen einzubeziehen, unabhängig von Unterschieden. Dazu gehört auch, verschiedene Perspektiven anzuerkennen. Deswegen darf faire Kommunikation nie eine Einbahnstraße sein, sondern sie sollte zum offenen Dialog ermutigen.«
#9
Jutta Albus,
was ist ›fair‹?
Dr.-Ing. Architektin
Professorin für »Entwerfen und Konstruieren. Nachhaltiges Bauen« an der Hochschule Bochum
Leitmotiv /
»Nachhaltigkeit durch Qualität der Architektur: hohe Nutzer:innenakzeptanz für lange Nutzungszyklen, Harmonie von Struktur und Konstruktion für effizienten Materialeinsatz, Flexibilität für Nach- und Umnutzungsszenarien, gestalterische Vielfalt mittels systematisierter Strukturprinzipien, minimaler Einsatz von Ressourcen und Material.«

Was bedeutet für Dich fair?
Prof. Dr.–Ing. Jutta Albus / »Gleiche Ausgangsbedingungen auf sozial-gesellschaftlicher Ebene sind genauso wie die Berücksichtigung des ökologischen Gleichgewichts die Herausforderungen unserer Generation – gute Architektur ist ein nachhaltiges Mittel zu diesem Ziel…«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
JA / »Faire Architektur berücksichtigt die o.a. Aspekte und erreicht durch minimalen Ressourcen- und Materialeinsatz den größtmöglichen Nutzen für Gesellschaft und Umwelt.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
JA / »Faire Architekturkommunikation bedeutet Transparenz. Planungs- und Bauprozesse führen nur zum besten Ergebnis, wenn auf allen Ebenen Austausch transparent und in gleichem Maße stattfindet – zwischen allen Akteur:innen und Beteiligten.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
JA / »Zielorientierter Austausch auf allen Ebenen: relevante Informationen stets für alle Beteiligten verfügbar und abrufbar.«
#10
Eva Maria Herrmann,
was ist ›fair‹?
Architekturkommunikatorin bei Kommunikation.Architektur und ARGE Kommunikation / Studentin des Nachhaltigkeitsmanagements an der Leuphana Universität
Leitmotiv /
»Miteinander, anstatt gegeneinander.«

Was bedeutet für Dich fair?
Eva Maria Herrmann / »Fairness ist ein abstraktes Konzept, das in verschiedenen Kontexten von jedem anders interpretiert werden kann und zudem noch von kulturellen, sozialen und moralischen Einflüssen abhängt. Ständig benutzten wir als Gesellschaft das Wort, aber so richtig durchdrungen habe ich es nicht. Ein Versuch der Annäherung führt mich zum Duden und da fällt der Groschen: ›Ehrlichkeit‹ wird mir als Synonym angeboten. Wer nicht ehrlich ist, tut sich auch schwer damit fair zu sein, aber auch transparent und authentisch.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
EMH / »Faire Architektur könnte man auf zwei Ebenen denken. Die sichtbare Komponente zeigt sich über bauliche Merkmale. Inklusion ist ein wichtiger Begriff, aber mit gefällt der Begriff ›Universal Design‹ besser, denn er betont explizit den Mehrwert für alle. Aber auch Konzepte, die Raum anders denken, anders nutzbar machen. Die unsichtbare Komponente findet auf der übergeordneten Ebene statt. Wie entsteht ein Projekt, welcher Gedanke trägt eine Architektur, wie viel Gemeinwohl, aber auch Sinnhaftigkeit steckt in der Idee? Fair muss aber auch der Umgang mit Ressourcen sein. Das abgenutzte Wort Nachhaltigkeit kann man gerne ablösen durch enkelfähig…«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
EMH / »Jede Form der Kommunikation sollte fair sein. Das beginnt mit Ehrlichkeit und Transparenz, Mut und Konsequenz.«
#11
Anna Lina Bartl,
was ist ›fair‹?
Gründerin von Mulembe Kaffee
Leitmotiv /
»Wandel kann auch in kleinen Schritten erfolgen,
wenn ganzheitlich und von vielen gedacht.«

Was bedeutet für Dich fair?
Anna Lina Bartl / »Fair bedeutet für mich die (Lebens–)Zeit aller Menschen gleichwertig zu betrachten.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
ALB / »Faire Architektur ermöglicht sicheren und dem Wohlbefinden förderlichen Lebensraum für Arm und Reich.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
ALB / »Mit Architekturkommunikation kenne ich mich gar nicht aus, aber ich würde aus meinen bisher nur am Rand stattfindenden Erfahrungen sagen, dass faire Architekturkommunikation ganzheitlich über Möglichkeiten und Schwächen potentieller Projekte aufklärt (natürlich auf Augenhöhe). So, dass involvierte Akteur:innen (wirklich und nicht nur scheinbar) Entscheidungen treffen können und in die Lage versetzt werden, Kosten und Nutzen für die Beteiligten und die Umwelt tatsächlich abzuwägen und nicht nur die präferierte Version der Architekt:innen/Baubetriebe aufgezeigt bekommen. Guter Austausch stellt dabei (für mich) das Fundament für die Möglichkeit von neuen Ansätzen ›Out of the box‹.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
ALB / »Faire Kommunikation schließt alle mit ein und ermöglicht allen zu folgen. Herausforderungen von verschiedenem Bildungsgrad, Hintergrundwissen, sprachlicher Barrieren oder unterschiedlich emotionaler Involviertheit werden durch empathischen Perspektivwechsel und ggf. notwendige ergänzende Kommunikationsmethoden gemeistert.«
#
Myrta Köhler,
was ist ›fair‹?
Redakteurin
Leitmotiv /
»Begegne allen Wesen und allen Dingen zunächst mit Wohlwollen und Respekt.«

Was bedeutet für Dich fair?
Myrta Köhler / »Um echte, umfassende Fairness zu erreichen, müssen die Interessen der gesamten belebten und unbelebten Natur als jenen der Menschen gleichwertig akzeptiert werden.
Bezogen auf menschliche Strukturen bedeutet Fairness: Alle erhalten grundsätzlich dieselben Chancen. Werte (materielle und immaterielle) werden so verteilt, dass allen ein würdevolles Leben möglich ist. Besondere Leistungen oder besonderer Einsatz für die Gemeinschaft können honoriert werden – allerdings nicht auf Kosten eines angemessenen Lebensstandards der Allgemeinheit.
Umgekehrt bedeutet Fairness auch: Alle übernehmen – entsprechend ihren jeweiligen Voraussetzungen und Fähigkeiten – Verantwortung für sich selbst und das Allgemeinwohl.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
MK / »Sämtliche von einem Projekt betroffenen Stakeholder werden nach bestem Gewissen und nach besten Möglichkeiten berücksichtigt: Planende und Ausführende werden angemessen bezahlt, die Ressourcen der Umwelt so wenig als möglich belastet, Nutzende und Anwohnende in ihren Bedürfnissen berücksichtigt.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
MK / »Das jeweilige Projekt wird nach bestem Wissen und Gewissen hinsichtlich oben genannter Kriterien von Fairness untersucht. Werden diese nicht optimal erfüllt, sollte dies – auf konstruktive Art und Weise! – transparent gemacht werden.
Auf organisatorischer Ebene bedeutet faire Architekturkommunikation außerdem, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind – was mitunter durchaus wörtlich zu verstehen ist. Bei Beteiligungsprojekten etwa sollte man rechtzeitig überlegen: Wer hat wann wieviel Zeit, um sich an welchen Orten oder über welche Medien einzubringen? Welche Sprache(n) und Ausdrucksweisen sind angemessen und effizient?«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
MK / »Keine Spielchen. Transparenz. Sorgfalt. Mut.
Faire Kommunikation ist ein Angebot zum Dialog. Sie ist aber auch ein Bekenntnis der eigenen Haltung. Dazu muss man sich über diese Haltung im Klaren sein – das bedeutet, sich Zeit zu nehmen, ein Thema zu durchdringen bzw. sich die eigenen Emotionen bewusst zu machen – und den Mut haben, sie auf konstruktive Weise zum Ausdruck zu bringen. In manchen Fällen kann es nötig sein, anzuerkennen, dass man sich (noch) keine Meinung bilden kann.
Umgekehrt bedeutet faire Kommunikation auch, die Haltungen und ggf. das Nicht-Wissen anderer vorurteilsfrei zur Kenntnis zu nehmen und darauf aufbauend sich immer aufs Neue für den ehrlichen Dialog zu öffnen. Lernen und Lernen ermöglichen – ohne Dogmatismus und Arroganz, sondern wertschätzend und in dem Bewusstsein, dass jede kommunikative Handlung ein Aha-Erlebnis von großer persönlicher und gesellschaftlicher Reichweite bewirken kann.«
#teilen
Astrid Maria Rappel,
was ist ›fair‹?
»who made my space?« / Architekturvermittlerin für »a*k architektur*kultur«
Leitmotiv /
»Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen die angemessene Lebensfähigkeit und Integrität der Menschheit und der nichtmenschlichen Natur nicht zerstören.« (Hans Jürgen Münk, Umweltethik, in: Neues Lexikon der christlichen Moral, Innsbruck–Wien, 1990)

Was bedeutet für Dich fair?
Astrid Maria Rappel / »›Fair‹ heißt für mich gerecht, niemandem zum Nachteil, keinem anderen Menschen und nicht der Natur.
Nur wirklich gerecht kann es nie zugehen: denn die Chancenungleichheit begleitet uns von der ersten Sekunde unseres Lebens an – ungleiche Chancen durch den Ort, an dem wir geboren werden, durch die Familie in die wir geboren werden, ungleiche Chancen durch unsere Hautfarbe, unser Geschlecht, unsere Gesundheit… das Leben ist ›unfair‹.
Gerechtes und somit faires Handeln heißt für mich also nicht, diese Ungleichheit zu beheben – denn das ist leider unmöglich –, sondern sich dieser, uns ständig begleitenden Ungleichheit und somit Ungerechtigkeit bewusst zu sein und zu versuchen, sie nicht noch weiter zu verstärken, im besten Fall ihr entgegenzuwirken, nach bestem Wissen und Gewissen.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
AR / »›Faire Architektur‹ ist für mich, wie auch alle anderen fairen Dinge, ein Ergebnis des Handelns oder Produzierens von Menschen, die sich ihrer Verantwortung – ich möchte sie ›Schöpfungs-Verantwortung‹ nennen – bewusst sind, und die nicht auf Kosten anderer oder der Natur agieren.
Faire Architektur entsteht dann, wenn sich alle Planungsbeteiligten darum bemühen, nach bestem Gewissen die Bedürfnisse von Mensch und Umwelt im Blick zu haben, Allgemeinwohn und Langlebigkeit über den eigenen Profit und das Image zu stellen, und sich zugleich der eigenen Kompetenzen und deren Grenzen im Klaren zu sein.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
AR / »Bei fairer Architekturkommunikation ist die Sachlage noch komplexer; denn es stellt sich die Frage: Muss die Architektur selbst »fair« sein, damit auch ihre Kommunikation »fair« sein kann? Oder reicht es, dass die Kommunikation selbst ehrlich, transparent und richtig ist, soweit die Kommunizierenden das selbst beurteilen können?
Die Aufgabe der Kommunikator:innen ist es, eine Architektur und eine architektonische Haltung zu vermitteln, die im besten Fall der eigenen entspricht, und zugleich den aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird: ökologisch, sozial nachhaltig, fair…
Aber ist es so? Wird nicht häufig viel und scheinbar transparent und authentisch über Architektur kommuniziert und bei der Architektur selbst handelt es sich – wenn man hier ehrlich ist – so gut wie kaum um ökologisch und sozial nachhaltige Architektur? Werden die meisten der neu gelabelten, CO2-armen, grünen Architekturen ansatzweise ihrem Auftreten gerecht? Und ist damit auch die Kommunikation darüber überhaupt noch »fair«? Deshalb steht die Architekturkommunikation – wie die vieler anderer Branchen – in einem Dilemma.
Es wird viel über ESG kommuniziert: Firmen bemühen sich darum, sich einen verantwortlichen Anstrich zu geben, sicherlich ehrlich gemeint, aber häufig nicht ehrlich umgesetzt, und wenn, dann nicht aus reiner Nächsten- oder Naturliebe. Und wir, die Kommunikator:innen, helfen dabei. Wir sollten uns deshalb unserer Verantwortungsrolle bewusst sein und genau prüfen, ob wir eine »faire« Architekturvermittlung betreiben, die die Architektur und die daran Beteiligten auch genau in Augenschein nimmt und überprüft, ob wir wirklich dafür stehen können, was wir weitergeben. Außerdem sollten wir uns selbst die Frage stellen, ob der Zweck unserer Kommunikation mehr ist als eine große und positive Sichtbarkeit für das Unternehmen, das wir vertreten, und für uns selbst – nämlich ein relevanter Mehrwert für viele.«
#vermitteln
Tania Ost,
was ist ›fair‹?
»who made my space?« / Architekturkommunikatorin für »heinlewischer«
Leitmotiv /
»Ästhetik, Klarheit und Verantwortung.«

Was bedeutet für Dich fair?
Dr. Tania Ost / »Gerecht, sichtbar, transparent, uneitel. Das Wort ›fair‹ scheint mir facettenreich und ich verbinde es mit diesen Aspekten: gerecht, transparent, klar, gut, für ein gutes Leben, gleich, Gleichheit fördernd, das Leben aller Beteiligten gleichermaßen wertschätzend, achtsam, sicher, Sicherheit stiftend, sichtbar[machend], Sichtbarkeit fördernd [Menschen sehen und fühlen sich gesehen], engagiert, mit Engagement verbunden, bewusst, Bewusstsein schärfend, gemeinsam, gemeinschaftlich, mit Gemeinschaft, offen, teilend, ausgewogen, ausgeglichen, ehrlich, wertschätzend, uneitel, nicht geleitet von eigenen, insbesondere ökonomischen Interessen, hochwertig, von Dauer, ästhetisch, qualitativ hochwertig und entsprechend wertgeschätzt.«
Was zeichnet für Dich
faire Architektur aus?
TO / »Eine faire Architektur mag zunächst einmal als Utopie erscheinen: Wie ist es möglich, eine so komplexe Lieferkette zu verfolgen und allen an den einzelnen Prozessen Beteiligten gerecht zu werden? So, dass alle fair miteinander umgehen?
Wenn wir den Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten, kommen wir längerfristig nicht umhin, auch nach den beteiligten Akteur:innen zu schauen. Es kann nicht länger darum gehen, dass Architektur für möglichst glückliche Nutzer:innen gebaut wird, auf Kosten anderer. Auf Kosten des Planeten, auf Kosten vieler Menschen. Darum bemühe ich gerne den Vergleich zum Bio-Ei.
Der Weg zu einer fairer Architektur gestaltet sich unvoreingenommen. Und wenn es vielleicht im Widerspruch zu unserem Aufruf stehen mag: Es gilt, ihn ein Stück weit ergebnisoffen zu verhandeln.«
Was ist für Dich
faire Architekturkommunikation?
TO / »Sie ist ehrlich, sie ist offen, sie zeigt nicht nur Ausschnitte, nicht nur die Schokoladenseiten. Sie kommuniziert transparent das Gute und die Herausforderungen – und alles anderes auch. Sie ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie verfolgt das Ziel, möglichst viele Menschen zu erreichen, denn: Architektur betrifft uns alle.«
Wie gestaltet sich für Dich faire Kommunikation?
TO / »Sie ist ehrlich und nicht manipulativ. Sie ist forschend. Sie will verstehen. Sie hört zu, dann spricht sie. Sie weiß um den Schatz, der sich in jeder Sprache birgt – ob Bilder, ob Zeilen. Sie nimmt manches Wort auseinander, um Wurzeln zu erkunden und besser zu transportieren, was es heute in uns auslöst und wie wir vielleicht Assoziationen und Denkmuster auflösen können, wenn sie einem fairen Verständnis dienen. Diese Kommunikation ist ästhetisch, klar und verantwortungsbewusst.«
#danke / #merci
Vielen Dank für diesen Austausch.
Dankeschön für Eure Antworten.
/
Merci beaucoup de cet échange.
Merci pour vos réponses.
Astrid & Tania

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Astrid Maria Rappel & Dr. Tania Ost
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